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Wie oft jeden Muskel pro Woche trainieren? Welche Übungen und wie viele pro Muskelgruppe? Wie viele Sätze und wie viele Wiederholungen? Soll ich Intensitätstechniken verwenden? Soll ich überhaupt ans Muskelversagen trainieren, oder sogar darüber hinaus?
In der Serie „Muskelaufbau maximieren“, welche aus vier Teilen besteht, findest du eine Zusammenfassung der neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Trainingsplanung für den Muskelaufbau und eine Antwort auf all diese Fragen.
Woraus besteht ein Muskel?
Um die ideale Wiederholungsanzahl für den Muskelaufbau herauszufinden, muss man die verschiedenen Bestandteile eines Muskels kennen. Denn jeder von ihnen wird in einem anderen Wiederholungsbereich optimal trainiert.
Kennt man die verschiedenen Komponenten des Muskels und weiß, welche Reize sie zur Hypertrophie benötigen, so ist dies der erste Schritt, bei der Trainingsplanung nichts dem Zufall zu überlassen.
Die Muskelfasern
Es gibt verschiedene Arten von Muskelfasern mit unterschiedlichen Eigenschaften, welche alle trainiert werden müssen. Jede Art von Muskelfaser reagiert verschieden auf unterschiedliche Reize. Bis heute wurden diese in 7 Kategorien unterteilt, um aber nicht zu weit ins Detail zu gehen, werden wir sie grob in rote (Typ I) und weiße (Typ II) Muskelfasern unterteilen.
Die roten Muskelfasern sind in ihrer Kontraktion langsamer, können dafür aber einer Belastung lange standhalten, da ihre Energiebereitstellung aerob erfolgt. Sie besitzen nicht besonders viel Potential zur Hypertrophie (Erhöhung ihres Querschnitts), was ihnen nicht ermöglicht, hohe Kraftwerte zu entfalten. Sie werden beim Ausdauertraining und beim Krafttraining mit höheren Wiederholungen (TUT = time under tension > 50″) trainiert.
Die weißen Muskelfasern sind kraftvoll und schnell kontrahierend, ermüden dafür aber schneller, da ihre Energiebereitstellung ohne Sauerstoff erfolgt. Sie werden beim Krafttraining im niedrigen Wiederholungsbereich (TUT < 50″) trainiert und sind in der Lage, sich deutlich zu verdicken und an Querschnitt zuzunehmen.
Im Bereich von 6–15 Wiederholungen mit einem TUT von 20–50″ werden also jene Muskelfasern stimuliert, welche das größte Hypertrophiepotenzial besitzen. Das reicht aber nicht aus, um den Muskelaufbau zu maximieren.
Die Zellkomponenten
Sehen wir uns nun die verschiedenen Bestandteile des Muskels an.
Zellkomponente | Dimension im Vergleich zur Zelle |
Myofibrille | 20% – 30% |
Sarkoplasma | 20% – 30% |
Mitochondrien | 15% – 25% |
Fettspeicherung | 10% – 15% |
Andre subzelluläre Substanzen | 4% – 7% |
Kapillaren | 3% – 5% |
Glykogen | 2% – 5% |
Bindegewebe | 2% – 3% |
Wie man sieht, machen nur die Myofibrille und das Sarkoplasma bereits mehr als die Hälfte des Volumens (und somit dessen Erhöhung) des Muskels aus. Ein Großteil des Trainings sollte also auf das Trainieren dieser Komponenten ausgelegt werden.
Myofibrilläre Hypertrophie
Die Myofibrille ist die eigentliche kontraktile Einheit des Muskels und wird vorwiegend im niedrigen Wiederholungsbereich (anaerob alaktazid, TUT 20–30″) und mit höheren Pausen zwischen den Sätzen zur Verdickung gebracht. Diese Art von Hypertrophie hängt (im Gegensatz zur sarkoplasmatischen Hypertrophie) direkt mit der Kraft zusammen. Das bedeutet, dass Muskelaufbau, welcher auf die Myofibrille zurückzuführen ist, gleichzeitig auch Kraftzuwachs bedeutet. Zudem ist die myofibrilläre Hypertrophie „resistenter“, das bedeutet, dass sie viel mehr Zeit benötigt, um wieder abgebaut zu werden (z.B. nach einer längeren Trainingspause). Umgekehrt benötigt sie natürlich auch mehr Zeit, um aufgebaut zu werden.
Sarkoplasmatische Hypertrophie
Das Sarkopalsma ist die flüssige Zellkomponente, welche Mitochondrien, Fettreserven, Glykogen, also die Energiereserven, enthaltet. Das Erweitern des Zellvolumens durch das Sarkoplasma wird mit anaerobem laktazidem Training (mittelhoher Wiederholungsbereich: TUT 40–60″) und nicht zu hohen Pausen erzielt. Ein Beispiel für die sarkoplasmatische Hypertrophie wäre die Erhöhung der Glykogenspeicher im Muskel: Ein Training im höheren Wiederholungsbereich und geringeren Pausen führt dazu, dass die Glykogenreserven im Muskel aufgebraucht werden. Sobald neues Glykogen durch die Nahrung in die Speicher der Muskel eintretet, bindet dieses an fast die dreifache Ladung an Wasser wie das eigene Gewicht, was den Muskel somit „voller“ und größer erscheinen lässt. Im Verhältnis zur Verdickung der Myofibrille benötigt diese Art von Hypertrophie viel weniger Zeit. Bei ausbleibendem Trainingsreiz nimmt die sarkoplasmatische Komponente aber auch deutlich schneller wieder ab.
Um die Kapilarisation des Gewebes, die Effizienz der Mitochondrien und die Vaskularisation („Pump“-Effekt) zu verbessern, wird hingegen eine hohe Wiederholungsanzahl (TUT 60–120″) mit langsamer Ausführung, dauerhafter Spannung und kurzen Pausen benötigt.
Abschließend
Das größte Hypertrophiepotenzial besitzen jene Komponenten im Muskel, welche im Bereich von 6–15 Wiederholungen (TUT von 20–50″) trainiert werden, deshalb sollte man sich auch vorwiegend in diesem Bereich aufhalten.
Ist das Ziel jedoch die Maximierung des Muskelaufbaus, so müssen natürlich alle Komponenten des Muskels ausreichend trainiert werden, also auch jene Bestandteile, welche nur einen geringen Anteil des Muskels ausmachen (wie oben in der Tabelle gezeigt). Ein Beispiel für ein Trainingssystem für eine „komplette“ Hypertrophie, welches alle Komponenten des Muskels trainiert, wäre die Hatfield-Methode.
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Studien:
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- Effects of different volume-equated resistance training loading strategies on muscular adaptations in well-trained men.
- Muscle Failure Promotes Greater Muscle Hypertrophy in Low-Load but Not in High-Load Resistance Training
- Total Number of Sets as a Training Volume Quantification Method for Muscle Hypertrophy: A Systematic Review
- Resistance Training Volume Enhances Muscle Hypertrophy but Not Strength in Trained Men
- Effects of Low- vs. High-Load Resistance Training on Muscle Strength and Hypertrophy in Well-Trained Men.
- Dose-response of 1, 3, and 5 sets of resistance exercise on strength, local muscular endurance, and hypertrophy.
- Does exercise-induced muscle damage play a role in skeletal muscle hypertrophy?
- Evidence for an Upper Threshold for Resistance Training Volume in Trained Women.
- Evidence of a Ceiling Effect for Training Volume in Muscle Hypertrophy and Strength in Trained Men – Less is More?
- Changes in exercises are more effective than in loading schemes to improve muscle strength.
- Strength Training with Repetitions to Failure does not Provide Additional Strength and Muscle Hypertrophy Gains in Young Women
- Resistance exercise volume affects myofibrillar protein synthesis and anabolic signalling molecule phosphorylation in young men
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- Prescription of resistance training for healthy populations.
- Dose-response relationship between weekly resistance training volume and increases in muscle mass: A systematic review and meta-analysis
- Partial Range of Motion Exercise Is Effective for Facilitating Muscle Hypertrophy and Function Through Sustained Intramuscular Hypoxia in Young Trained Men.
- The development of skeletal muscle hypertrophy through resistance training: the role of muscle damage and muscle protein synthesis.
- The Effects of Supraphysiologic Doses of Testosterone on Muscle Size and Strength in Normal Men
- High Resistance-Training Frequency Enhances Muscle Thickness in Resistance-Trained Men
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Literatur:
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- Gianluca Improta: „Crescita muscolare: i tre principi dell’ipertrofia“ Project Magazine, Ausgabe Nr. 1, 2018
- Lorenzo Pansini: „Relazione lunghezza-tensione: utile per l’ipertrofia?“ Project Magazine, Ausgabe Nr. 2, 2018
- Gianluca Improta: „Variazione degli stimoli allenanti e ipertrofia muscolare: un recente studio“ Project Magazine, Ausgabe Nr. 2, 2018
- Gianluca Improta: „Ipertrofia: esercizi multiarticolari o di isolamento?“ Project Magazine, Ausgabe Nr. 3, 2019
- Gianluca Improta: „Il danno muscolare causato dall’allenamento è realmente un fattore utile per l’ipertrofia?“ Project Magazine, Ausgabe Nr. 4, 2019
- Gianluca Improta: „Il danno muscolare causa l’ipertrofia?“ Project Magazine, Ausgabe Nr. 5, 2019
- Lorenzo Pansini: „Cedimento muscolare e buffer nei programmi di ipertrofia: le basi“ Project Magazine, Ausgabe Nr. 6, 2019
- Gianluca Improta: „Esercizi a ROM completo vs tensione continua: quale la strategia migliore?“ Project Magazine, Ausgabe Nr. 6, 2019
Andere Quellen:
- Science of Growth, Hypertrophy and Building Muscle w/ Brad Schoenfeld – 289
- What Causes Muscle Growth 303: Steroids, Mechanical Tension and DOMS?
- How to Maximize Muscle Growth 202: Training to Failure, Periodization and Deloads
- How to Maximize Muscle Growth 101: Powerlifting vs Bodybuilding
- Rep Ranges & Program Design for Max Muscle with Brad Schoenfeld
- Evidence-Based Guidelines for Resistance Training Volume to Maximize Muscle Hypertrophy
- TRAINING VOLUME & HYPERTROPHY: How Much Do You Need? ft. Dr. Mike Israetel
- La Morte della Monofrequenza (con Studi)
- Ep 50 – Fabio Zonin – TRA FORZA ED IPERTROFIA
- Invictus Podcast ep.2 – Domenico Aversano – Allenamento per l‘ ipertrofia muscolare
- COME ALLENARSI DA NATURAL? – polemico quanto basta.
- PROGRAMMAZIONE PER IL NATURAL BODY BUILDING: Pratica! – con NICOLA FRISONI
- ALLENARSI IN MONOFREQUENZA?
- Buffer o cedimento muscolare? Due chiacchiere alla convention
- Designing Resistance Training Programmes to Enhance Muscular Fitness
- Fundamentals of Resistance Training: Progression and Exercise Prescription
- Training Volume and Frequency | Chapter 2: The Fundamentals Series